Gottes Erde in unseren Händen

Mit einer Handvoll Erde warb das Grüne Güggel-Team für den Schöpfungsgottesdienst in Bichelsee. Eine Handvoll Erde wurde denn auch Hauptträger des Anlasses. Lieder wie «eine Handvoll Erde», ein Dialog zwischen Erde und Mensch, die Schriftlesungen, Fürbitten und Gebete waren alle auf diese Handvoll Erde ausgerichtet.

Nur eine Handvoll Erde, was soll das schon sein; ein paar Krümel, einfach nur Dreck. Nein, Erde ist mehr. Sie ist nicht nur Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere, sondern auch für den Menschen. So erfahren die Gläubigen über die Wortbedeutungen ein paar spannende Zusammenhänge aus der Schöpfungsgeschichte: «Da formte Gott, der Herr, den Menschen, Staub vom Erdboden und blies in seine Nase den Lebensatem.» Das hebräische Wort für Mensch ist Adam, der Ackerboden Adamah. Alles ist aus Erde geworden und alles wird eines Tages wieder zur Erde zurück kehren. Wenn wir uns diesen Umstand bewusst werden lassen, überkommt uns ein Gefühl der Demut. Und mit dem Wort Demut zeigt sich die nächste Übereinstimmung. Erde/Humus stammt vom lateinischen Wort Humilitas und heisst übersetzt Demut. Demut wird oft als Unterwürfigkeit interpretiert. Demut bedeutet aber viel mehr gesunder und dankbarer Umgang und Respekt. Der Mensch ist nicht einfach Herr über die Welt, sondern er wurde von Gott eingesetzt als Bewahrer, Hüter, Pfleger. Gott hat dem Menschen die Erde geschenkt, damit er sie voll Dankbarkeit und in Demut nutzt - nutzt und nicht ausnutzt.  

Das folgende Glaubensbekenntins bekräftigt dies ganz deutlich:

Ich glaube an Gott,
der alles geschaffen hat,
dem die Erde wichtig ist und alles,
was auf ihr lebt.
Ich glaube an seinen Sohn Jesus Christus,
der ein Kind der Erde geworden ist,
um uns mit dem Himmel zu verbinden.

Ich glaube an Gottes Geisteskraft,
die alles beseelt und uns Menschen hilft,
die Erde zu gestalten, zu beschützen und zu heilen.
Ich glaube, dass Gott uns dazu berufen hat
in Demut miteinander zu leben
einander zu achten und zu helfen.

Ich glaube, dass diese Erde der Ort ist,
an dem wir Gottes Traum vom Reich der Liebe
gemeinsam beginnen können,
bis Gott am Ende dieser Zeit
alle Bruchstücke unseres Lebens vollendet.
Amen.

Ausdrucksstark waren auch die musikalischen Beiträge zu diesem Gottesdienst. Jakob Hug aus Oberwangen überzeugte mit seinem urmenschlichen Jauchzen. Sein Naturjodel, der die ganze Kirche füllte, war gleichzeitig Ausdruck des Erdhaften wie auch der Lebensfreude. Und Peter Baumann, er begleitete auch die Kirchenlieder mit seiner Orgel, entlockte zum Schluss seinem Alphorn naturbelassene Töne und Melodien. Der letzte Ton auf dem Alphorn, der zugleich auch das Ende des Gottesdienstes bedeutete, war so tief, dass die Zuhörenden meinten, ein tiefes Grollen oder Seufzen würde direkt aus den Tiefen des Erdreichs aufsteigen. Möge dieser Ton weiterschwingen und Dankbarkeit auslösen für Gottes Erde in unseren Händen.

cw/prt