Stille spürbar
Am Hohen Donnerstag, 9. April (Gründonnerstag), geht die österliche Busszeit zu Ende. Das Alte wird endgültig abgeschlossen, denn mit Ostern beginnt etwas ganz Neues. Die Feier des letzten Abendmahls am Hohen Donnerstag bildet den Auftakt zu den drei österlichen Tagen vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn. Aus bekannten Gründen kann die Abendmesse am Hohen Donnerstag nicht gemeinsam in der Kirche gefeiert werden. Im Gebet wollen wir aber trotzdem untereinander Gemeinschaft finden und uns mit Jesus verbinden.
„Wachet und betet“, so bittet Jesus seine Jünger im Garten Gethsemane vor seinem Leiden und Sterben. Auch wir sind gerufen, mit Jesus wach zu bleiben und zu beten. Die nachfolgenden Stationen (zusammengestellt von Daniela Albus) möchten helfen, sich mit dem Leiden Jesus auseinanderzusetzen und einen direkten Zusammenhang zur heutigen Zeit zu finden.
Die Stationen (als PDF zum Druck oder unten angefügt) bieten ein heilsames Verweilen und Einfühlen in die Worte und in die Handlungen von damals. Damit wird bewusst, dass Jesus in jedem Leiden, das heute getragen werden muss, an jedem Kreuz, das Menschen schleppen müssen, zutiefst Anteil nimmt und mitträgt.
„Wachet und betet!“Der Pfarreirat von Dussnang sucht Menschen, welche je eine Stunde in der Nacht vom Hohen Donnerstag zum Karfreitag im Gebet verweilen.
Möchten Sie eine Stunde des Gebets übernehmen? Melden Sie sich bei Ruth Bürge, Oberwangen, T 071 977 19 16.
Stationen in der Nacht vom Hohen Donnerstag auf Karfreitag
Wir brauchen für unsere Gebetsstunde eine Bibel, eine Kerze, ein schlichtes Kreuz.
1. Station: Jesus und seine Jünger im Garten am ÖlbergBibeltext, Stille, Lied, Gebet und Lied
Mk 14, 32-42 lesen
Stille
Lied KG 421 Bleibet hier und wachet mit mir
Gebet
Angst haben wir, habe ich in diesen Tagen auch. Niemand weiss, wie es weitergeht und was noch kommen wird. Heute will ich mich mit deiner Angst, Jesus, verbinden. Hier erkenne ich, wie sehr du Mensch bist.
Du hast Angst, du ersparst dir kein Leid der Welt. Gerade, wenn es brenzlig wird, wenn ich vor etwas Angst habe, laufe ich gern weg und verdrücke mich oder lenke mich ab. Doch du Jesus, stellst dich der Angst und gehst den Weg mit Gott.
Auch die schlafenden Jünger kann ich gut verstehen. Sie fliehen vor der ungewissen, dunklen Situation in den Schlaf. Vielleicht haben sie auch wirklich keine Ahnung, was in wenigen Stunden mit Jesus geschehen wird und sie lassen ihn allein.
Hilf uns Gott, wenn unsere Teilnahme gefragt ist, wenn wir einem anderen beistehen sollen. Stärke uns Gott, damit wir stark sein können.
Lied KG 421 Bleibet hier
2. Station: Der Verräter ist daBibeltext, Lied, Stille, Gebet und Lied
Bibeltext: Mt 26, 47-56 lesen
Stille
Lied KG 421 Bleibet hier
Impuls
Judas, einer der 12, führt Jesus in die Gefangenschaft. Er hat keine Skrupel, einen Kuss, das Zeichen der Verbundenheit, als Zeichen des Verrats zu missbrauchen. Die Jünger, die dies nicht mit ansehen konnten, die sogar zum Schwert griffen, werden von Jesus zurechtgewiesen. Der Weg der Gewalt ist nicht der Weg, den Jesus gehen wollte.
Und doch ist seine Situation ausweglos.
Gebet
Jesus, wie gemein, einer deiner nächsten Freunde, liefert dich aus. Was für eine persönliche Enttäuschung muss das für dich gewesen sein! Zerstörtes Vertrauen, gerade noch hast du mit ihm das Brot geteilt. Du aber hast nicht begonnen, diesen Menschen zu hassen. Du hast für ihn gebetet.
Jesus, bete auch für uns, wenn wir einen anderen Menschen einmal schwer enttäuschen.
Lied KG 421 Bleibet hier
3. Station: Vor dem Hohen RatBibeltext, Stille, Lied, Gebet und Lied
Bibeltext Mt 26, 57-66 lesen
Stille
Lied KG 70 Kyrie eleison
Impuls
Die Sache ist für den Hohen Rat klar. Jesus muss weg. Aber wie anstellen, wie ihm etwas anhängen?
Als Jesus sich als Messias bezeichnet, kann der Hohepriester ihn der Gotteslästerung überführen. Das muss mit dem Tod bestraft werden. Damit ist Jesus der Willkür der Menschen ausgeliefert.
Einem anderen Menschen etwas anhängen, ist nicht schwer. Ein Mensch, der mir nicht passt, der mich nervt, an dem finde ich schnell negative Eigenschaften. Und genauso schnell ist er auch schon verurteilt, draussen aus der Gemeinschaft.
Jesus, hilf uns, wenn wir über einen Menschen den Stab brechen, wenn wir dabei sind, ihn fertig zu machen, nur weil er uns unsympathisch ist. Hilf uns, dass wir uns nicht an einem anderen Menschen schuldig machen. Lass uns an diese Nacht denken, in der du unschuldig verurteilt worden bist.
Lied KG 70 Kyrie eleison
4. Station: Die Verhandlung vor PilatusBibeltext, Stille, Lied, Gebet und Lied
Bibeltext Mt 27, 11-14.20-24 lesen
Stille
Lied KG 70 Kyrie eleison
Impuls
Pilatus, der Römer, der Verächter des Volkes lässt sich schieben von den Massen. Der Unterdrücker wird unter Druck gesetzt. Das Wasser in der Schale bleibt sauber. Aber an den Händen klebt das Blut des Gerechten.
Heute bestimmen oft die Mächtigen, die ganz Reichen, was recht ist und was zu tun ist.
Der Gerechte und der Arme, der Unterdrückte, sie alle haben keine Lobby, keine Fürsprecher.
Habe ich schon einmal eine grosse Ungerechtigkeit erlebt? Wie habe ich mich verhalten?
Jesus, lass mich nicht feige dabei stehen, wenn irgendwo ein unschuldiger Mensch ungerecht und schlecht behandelt wird. Gib mir Mut, meinen Mund auf zu machen und für ihn einzutreten.
Lied KG 70 Kyrie eleison
5. Station: Jesus nimmt das schwere Kreuz auf seine Schulter.Bibeltext Mt 27, 31b lesen
„Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen“.
Jesus auf dem Kreuzweg. Wir wollen ihm symbolisch tragen helfen.
Wir betrachten das Kreuz, das vor uns liegt. Wir denken an die vielen Kreuze in unserem Umfeld, auf dieser Welt, ich denke auch an meine Kreuze, die mir manchmal so schwer vorkommen. Wie kann ich Jesus heute helfen, sein schweres Kreuz zu tragen?
Lied KG 68 Meine engen Grenzen
Stille
Text
Dir folgen auf dem Kreuzweg
Mit dir gehen, deinen Weg begleiten.
Du kennst unsere Schwachheit
unsere Unfähigkeit, wenn es schwer wird, dazubleiben.
Wenn uns der Mut verlässt,
dann sei du da.
Lass uns den Weg finden
in das Geheimnis,
in die Tiefe,
in die Liebe,
die niemals endet.
Lied KG 418 Ubi caritas
Denken wir jetzt an alle Menschen, die in dieser Stunde leiden müssen auf dieser Welt. Denken wir an sie und besonders an die, die in dieser Corona-Krise so leicht vergessen werden und erbitten für sie alle Gottes Hilfe.
Wir bitten
- für die Verängstigten und Mutlosen
- für die Kranken
- für die Alleingelassenen
- für die Hungernden
- für die Schuldbeladenen
- für die Egoistischen, die nur sich selber kennen
- für die, die andere verurteilen
- für die, die ein ungerechtes Urteil kleingemacht hat
- für die von ihrem Land Vertriebenen
- für die Kinder, die nie Geborgenheit erfahren haben
- für die Jugendlichen, die keinen Sinn in ihrem Leben sehen
- für die Lebensmüden
- für die, die anderen nicht verzeihen können
- für die Hasserfüllten
- für die Liebenden
- für die, die ihre Macht missbrauchen
- für die an Körper und Seele Missbrauchten
- für die, die nicht mehr mithalten können
- für die, die auf der Strasse leben
- für die Zweifelnden und Suchenden
- für die, die nicht glauben können
- für die, die sich nicht auf ihr Kind freuen können
- für die, die sich so sehr ein Kind wünschen
- für die, die spüren, dass sie nahe am Sterben sind
- für die Toten
- für uns alle, die wir jetzt leben
- für ein besonderes Anliegen, einen bestimmten Menschen.
Sie alle legen wir Gott in deine Hand und bitten um dein Erbarmen.
Stille
Vater Unser
Lied KD 418 Ubi caritas
Alternativ: KG 408 oder 409